Mitgliederumfrage 2025: Raumplanung und Fachkräftemangel weiterhin im Fokus
Unsere aktuelle Mitgliederumfrage zeigt, dass die Geschäftslage trotz weltwirtschaftlichen Unsicherheiten stabil bleibt. Die Erwartungen bis Ende 2025 sind grundsätzlich positiv, allerdings mit zunehmender Unsicherheit insbesondere in der Exportindustrie. Der Arbeitskräftemangel bleibt Herausforderung Nr. 1 – hat sich jedoch leicht entspannt. Der politische Handlungsdruck im Bereich Raumplanung und Baubewilligungsverfahren bleibt hoch. Die Umfrage zeigt, dass es an Gewerbeflächen und Wohnraum für Mitarbeitende mangelt.

An der Online-Umfrage haben insgesamt 301 Betriebe aus Graubünden teilgenommen. Die Fokusthemen der diesjährigen Umfrage sind der Raumplanung sowie Grenzgängern und Ausfalltagen gewidmet. Die Umfrage zeigt, dass insbesondere der Mangel an geeigneten Gewerbe- und Wohnflächen die betriebliche Entwicklung behindert – rund ein Drittel der Unternehmen ist davon betroffen. Im Bereich der Arbeitskräftesicherung setzen die Unternehmen verstärkt auf Personalentwicklung, Employer Branding und eine Ausweitung des Rekrutierungsradius. Grenzgänger gewinnen an Bedeutung, um den Arbeitskräftemangle zu lindern, wobei das Doppelbesteuerungsabkommen mit Italien die Rekrutierung von Grenzgängern erschwert. Die Umfrageresultate zeigen weiter, dass der Arbeitskräftemangel leicht rückläufig ist. Dies dürfte auf die wirtschaftliche Lage in Europa sowie den attraktiven Schweizer Arbeitsmarkt zurückzuführen sein. Gleichzeitig bleibt der politische Handlungsbedarf bei der Raumplanung und beim Bürokratieabbau hoch.
Positive Geschäftslage – aber zunehmende Unsicherheiten
74 Prozent der Betriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder sehr gut – leicht weniger als 2024. Zwei Drittel erwarten bis Ende 2025 eine stabile Entwicklung, 13 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, während 8 Prozent eine Verschlechterung befürchten. Dies sind doppelt so viele wie im letzten Jahr. So zeigt sich auch, dass 40 Prozent der Unternehmen die allgemeine wirtschaftliche Lage als herausfordernd einstufen. Für rund 12 Prozent ist die Entwicklung, wie im Vorjahr nicht absehbar.
Raumplanung: Fehlende Flächen und Planungshürden
Die Raumplanung entwickelt sich für viele Unternehmen zur wachsenden Hürde: 50 Prozent sehen sie als grosse Herausforderung, 30 Prozent als mittlere. Besondere Herausforderungen sind lange Baubewilligungsverfahren (40%), Ortsplanrevisionen (40%), Auflagen im Umwelt- und Energiebereich (36%) sowie Einsprachen (33%) und Baugesetze allgemein (32%). Knapp die Hälfte der Betriebe findet keine geeigneten Gewerbeflächen zur Miete oder zum Kauf. Für 36 Prozent bremst der Flächenmangel die betriebliche Entwicklung. Auch der Wohnraummangel wirkt sich auf die Rekrutierung aus – bei 40 Prozent der Betriebe erschwert fehlender Wohnraum die Anstellung von neuen Mitarbeitenden. Bereits 30 Prozent der Unternehmen investieren selbst in Wohnraum oder beteiligen sich finanziell an den Wohnkosten.
Bürokratieabbau und Senkung von Steuern und Gebühren als politische Priorität
Die Unternehmen sehen neben der Raumplanung grossen politischen Handlungsbedarf beim Abbau der Bürokratie (66%) sowie bei der Senkung von Steuern und Gebühren (41%). Der Handlungsbedarf im Bereich der Wirtschaftsförderung liegt mit 31 Prozent an vierter Stelle. Die Herausforderungen bei Lieferketten und Energieversorgung sind gegenüber 2024 nochmals gesunken. Der politische Handlungsbedarf im Zusammenhang mit dem Verhältnis Schweiz-EU hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, ist mit 18 Prozent jedoch noch immer tief. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem starken Schweizer Franken haben gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen.
Arbeitskräftemangel entspannt sich leicht – bleibt aber Spitzenherausforderung
Der Arbeitskräftemangel bleibt bei 47 Prozent der Unternehmen mit Abstand die grösste Herausforderung, insbesondere auf Stufe der gelernten Mitarbeitenden. Die Situation hat sich jedoch leicht entspannt: Stellen lassen sich etwas besser besetzen, und die negativen Auswirkungen – etwa unbesetzte Stellen oder Mehrarbeit – nehmen tendenziell ab. Wie in den Vorjahren reagieren rund 60 Prozent der Unternehmen mit verbesserten Anstellungsbedingungen und Lohnerhöhungen. Zunehmend kommen Massnahmen wie Employer Branding, Personalentwicklung oder die Erweiterung des Rekrutierungsradius zum Einsatz. Auch Massnahmen im Bereich der Automatisierung haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen (von 31% auf 40%).
Grenzgänger gewinnen an Bedeutung – Hürden bleiben
Grenzgänger spielen für einen Drittel der Bündner Betriebe eine wichtigere Rolle als noch vor zehn Jahren. Ein Drittel der Umfrageteilnehmenden ist auf Grenzgänger angewiesen, um den Personalbedarf zu decken. Allerdings erschweren steuerliche Hürden die Rekrutierung – rund die Hälfte der Betriebe haben grössere Schwierigkeiten Grenzgänger zu rekrutieren als vor Inkrafttreten des Doppelbesteuerungsabkommens. Positiv: Die Integration in gemischten Teams funktioniert laut einer grossen Mehrheit der Betriebe gut (73%).
Mehr Ausfälle – psychische Belastungen zunehmend spürbar
Die durchschnittliche Abwesenheitsdauer pro Mitarbeitende/r liegt bei 4.24 Tagen pro Jahr (im Schweizer Durchschnitt liegt diese bei 7.5 Tagen), wobei kleinere Betriebe tendenziell weniger krankheits- oder unfallbedingte Ausfalltage haben als grössere Betriebe. 39 Prozent der Betriebe verzeichnen heute mehr krankheits- oder unfallbedingte Ausfälle als vor fünf Jahren, bei 47 Prozent sind die Ausfälle gleichgeblieben und bei 8 Prozent zurückgegangen. Hauptgründe sind physische Erkrankungen, Freizeitunfälle sowie Urlaube. Psychische Erkrankungen und Belastungen wie Erschöpfung oder Burnouts werden in jedem fünften Betrieb gelegentlich beobachtet. Freizeitausfälle sind um ein Vielfaches höher als Berufsausfälle.