Christoph Mäder: Unsere Freihandelspolitik ist ein Erfolg
Neue und bestehende Freihandelsabkommen öffnen neue Märkte. Seit dem 1. Oktober ist das Freihandelsabkommen mit Indien in Kraft. Als bevölkerungsreichste Volkswirtschaft der Welt bietet Indien enormes Potenzial. Schweizer Unternehmen profitieren dank Freihandelsabkommen von verbessertem Marktzugang und erhöhter Rechtssicherheit. Christoph Mäder, Präsident unseres Dachverbandes economiesuisse, sieht trotz den protektionistischen US-Zöllen Lichtblicke im Freihandel und in der Diversifizierung des Handels. In seinem "Standpunkt." vom 8. Oktober 2025 nimmt er Stellung zur Freihandelspolitik.

Schweizer Unternehmen stehen unter enormem Druck. Die protektionistischen US-Zölle von bis zu 39 Prozent verteuern Schweizer Produkte drastisch. Das beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit und führt zu höheren Preisen für die US-Konsumenten. Rückgänge bei Exporten und mögliche Produktionsverlagerungen, Auftragsstornierungen oder aufgeschobene Investitionen sind die wirtschaftliche Konsequenz.
Es gibt aber auch Lichtblicke.
Neue und bestehende Freihandelsabkommen öffnen neue Märkte wie auch das neuste Freihandelsabkommen mit Indien zeigt. Dieses Abkommen reduziert Zölle schrittweise, gleichzeitig wollen die EFTA-Länder Investitionen in Indien markant erhöhen. Beide Seiten profitieren. Freihandel ist das wirksamste Mittel gegen Protektionismus.
Schweizer Firmen sparen über 2 Milliarden Franken
Anfang Oktober fand auch eine Wirtschaftsmission der Schweiz nach Indonesien statt, geleitet von Bundesrat Guy Parmelin. Das Freihandelsabkommen mit Indonesien ist seit dem 1. November 2021 in Kraft. Die Schweizer Stimmberechtigten gaben dazu grünes Licht. Das Abkommen erleichtert den Zugang zu diesem dynamischen Zukunftsmarkt. Für sehr viele Schweizer Exportgüter fallen nach Ablauf der Übergangsfristen alle Zölle weg. Das Abkommen umfasst zudem Regelungen zu Investitionen, geistigem Eigentum, Abbau nichttarifärer Hemmnisse, Wettbewerb, Handelserleichterungen sowie Handel und nachhaltiger Entwicklung.
Wie ich mich auf der Reise nach Indonesien überzeugen konnte, stehen die Zeichen für eine Ausdehnung des Handels gut. Mehr als 100 Schweizer Unternehmen sind bereits in Indonesien tätig, um den grossen Binnenmarkt zu bedienen und Indonesien als Basis für den Handel mit anderen ASEAN-Ländern zu nutzen. Freihandelsabkommen sind indes keine Einbahnstrasse. Sie fördern wirtschaftliche Entwicklung und geben positive Impulse für Sozial- und Menschenrechte. Beide Länder gewinnen durch vereinfachte Beziehungen.
Der Nutzen für die Schweiz ist messbar. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) sparten Schweizer Firmen 2023 dank Freihandelsabkommen (FHA) 2,2 Milliarden Franken an Zöllen. Dabei zeigt sich, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) am stärksten von den Freihandelsabkommen profitieren. Klar ist: Als hochentwickelte Volkswirtschaft mit kleinem Binnenmarkt ist die Schweiz stark auf internationale Märkte angewiesen. Aktuell verfügen wir über 33 Freihandelsabkommen mit 43 Partnern, ergänzt durch Abkommen mit der EU und der EFTA.
Freihandelsnetz ausweiten, Handel diversifizieren
Mit dem Inkrafttreten des Abkommens mit Indien und der weiteren Ausweitung des Netzes an Freihandelsabkommen wird der positive Effekt für unsere Wirtschaft und die Schweiz wachsen. Der FHA-Monitor des SECO unterstreicht: Wo Unternehmen von Präferenzzöllen profitieren können, nehmen sie diese Chance auch mehrheitlich wahr. Gleichzeitig ist es wichtig, das Fachwissen in den Firmen im Umgang mit Freihandelsabkommen weiter auszubauen, um die Nutzungsrate weiter zu steigern. Diese liegt importseitig aktuell bereits bei 62 Prozent.
Wie geht es weiter? Erstens: Kurs halten. Diversifizieren, wo immer möglich – Asien, Lateinamerika, Afrika. Zweitens: Rasch realisieren, was auf dem Tisch liegt. Das EFTA-Abkommen mit Mercosur ist seit dem 16. September 2025 unterzeichnet. Angesichts der weltweiten Unsicherheit werden wir die politischen Mehrheiten finden. Drittens: Keine Eskalation gegenüber den USA. Wir setzen weiter auf Fakten und Dialog.
Unsere Freihandelspolitik ist ein Erfolg und muss angesichts der Unsicherheiten mit den USA konsequent weitergeführt werden. So stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit und sichern Arbeitsplätze.
Dieser Beitrag ist ein Auszug des Newsletters "Standpunkt." von Christoph Mäder, Präsident von economiesuisse, den Originaltext finden Sie hier.